Verregnete 100 Meilen

11. German 100 MILE TRAIL, Samstag, 5.5.2012

Wie bereits letztes Jahr angekündigt, wollte ich dieses Jahr als neue Herausforderung mal einen 100-Meilen-Lauf (meine bisher längste Non-Stop-Distanz) probieren. Meine Wahl fiel auf den "German 100 MILE TRAIL RUN" am 5. Mai, da dieser nicht ganz so viele Trail-Abschnitte hat und zwischen Kassel und Hann-Münden zudem heimatnah ist.

Nach den kreiselnden 12- und 24-Stundenläufern, den kilometerfressenden Etappen-Strassenläufern konnte ich hier eine dritte eigenständige Spezies der verrückten Extremrenner kennenlernen : Die einsamen 100-Meilen-Läufer.
Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit ihren GPS-Geräten stundenlang auf weglosen Pfaden durch die Landschaft irren, Teerstrecken geradezu hassen und selbst Ihre Wettkämpfe mit Mini-Teilnehmerfeldern unbemerkt von der Öffentlichkeit absolvieren.

So auch hier : Das Teilnehmerfeld ist reguliert auf max. 12 Läufer/innen, in der Starterliste standen bis zu 7, von denen verletzungsbedingt nur 4 Starter übrig blieben und davon 2 ins Ziel kamen.

Dies ermöglicht eine familiäre Atmosphäre : Die vorabendliche Wettkampfbesprechung sowie der wichtigste Verpflegungspunkt, der nach jeder von 5 verschiedenen Runden angelaufen wird, finden im Esszimmer des Veranstalters statt. Weitere Verpflegungen erfolgen aus einem PKW-Kofferaum, einem Wohnmobil oder auch nur aus unbemannt abgestellten Kisten. An einem mehrfach zu durchlaufenden unbemannten Wendepunkt muss man durch Herausreissen einer Buchseite nachweisen, dass man da war.


Vorm 7:30h-Start : Hans-Dieter startet *1


Der 8:00h-Start *1


Und ab mit Stephan und Walter ... *1


Um 8:30h bin ich dran *1


Das Mini-Teilnehmerfeld wurde noch in 3 Startgruppen am Samstag um 7:30h, 8:00h und 8:30h eingeteilt. Der dauerhafte Nieselregen sorgte zwar für Auskühlung, so dass ich ab der 3. Runde mit Trainingsanzug lief, war aber letzlich angenehmer als zu heisses Wetter. Zeit kosteten auch weniger die 4636 Höhenmeter, sondern eher die Trailabschnitte über Baumfällarbeiten, durch Schluchten und Gestrüpp, in denen man statt Laufen maximal Gehen oder Kriechen kann. Ein zeitraubender Verlaufer in der 4. Runde kostete mich auch noch die anvisierte Zeit von unter 20 h. Aber Sonntag um 4:39h (also vorm Regenaufgang), wenn andere aus der Disko kommen, war ich im Ziel und hatte neuen Streckenrekord für die seit 2002 so gelaufenene Strecke erlaufen !


Regen überm Niestetal *1


km 33 : Christoph verpflegt aus dem Kofferaum *1


Das soll ein Weg sein ? *1


Hier ist der Pfad Vorschrift, auch wenn rechts parallel die perfekt laufbare Strasse verläuft *1


ca. km 44 : Eine von vielen ähnlichen Schluchten *1


2. Runde bei km 62 : Am Fuldaufer bei Speele *1


Stephan Hloucal beendete vernünftigerweise nach 100km, da er erst eine Woche zuvor einen 200km-Trail-Wettkampf durch den Harz absolviert hatte. Walter Mödinger stieg nach 118km evtl. etwas verkühlt, zu schlecht ausgerüstet und eingeteilt aus. Nur Hans-Dieter Weisshaar stapfte noch tapfer bis Sonntag 15:02h weiter ins Ziel !

Die Ergebnisliste hier ausnahmsweise mal komplett :
1. 20:09:07 h Herget, Thomas LG Fulda 1967 (M45)
2. 31:32:41 h Weißhaar, Hans-Dieter Marathon Club Kassel 1940 (M70)

Und hier nun auch die Zwischenzeiten :
    km 17
Heiligenrode
km 33
Umschwang
km 50
LWH In..Out
km 75
Hann.Münden
km 100
LWH In..Out
km 138
LWH In..Out
km 161
LWH Ziel
1 Herget, Thomas 01:35 03:00 04:45 .. 04:56 07:37 10:44 .. 11:04 16:22 .. 16:58 20:09
2 Weißhaar, Hans-Dieter 02:15 04:31 07:08 .. 07:34 11:57 17:20 .. 18:05 26:00 .. 26:30 31:32
DNF Mödinger, Walter 01:45 03:28 05:28 .. 05:48 09:03 12:47 .. 13:53 DNF  
DNF Hloucal, Stephan 02:12 04:35 07:30 .. 07:55 11:14 17:12 .. DNF    

Wie man sieht, habe ich alleine im Haus 1:07 h Pausenzeit verbracht und das dürfte knapp die Hälfte aller Pausen sein !


Die Mordsteine bei km 70 : deponierte Verpflegung aus der Kiste *1


Samstags nachmittags quer durch die City Hann.Mündens *1


Am Weserstein km 75 : Werner wartet ! *1


km 92 : Die Staustufe an der Fulda, bei ca. km 130 laufe ich nachts auch quer drüber *1


Es wird Nacht am Fuldaufer, ca. km 110, dann gehts gleich nochmal hoch in eine Schlucht *1


So schön hätte es sein können : Sonnenuntergang vor Sandershausen bei der Streckenerkundung eine Woche vorher *2


Den Veranstalter Hans-Dieter Weisshaar kann man als Mister 100-Meilen bezeichnen, denn er führt eine Liste von über 130 gefinishten 100-Milern im Alter von 58 bis jetzt 71 !! Und erlässt es sich nicht nehmen, in seiner nächsten Veranstaltung nur 1 Woche später erneut die 100 Meilen zu laufen !

Erstaunlicherweise überstand ich die Distanz trotz Dauerregen ohne Blasen oder Scheuerstellen, nur ein Schienbeinmuskel ist geschwollen.
Wie man für so etwas trainiert ? Ganz einfach : Masse statt Klasse.


km 133 : Gisela wartet die ganze Nacht im Wohnmobil *1


Sonntag nachmittag 15:02h kommt Hans-Dieter ins Ziel *1


... und wird von Gisela und mir erwartet ! *1


Laufberichte Thomas Herget, LG Fulda

Bildlegende :
*1 : Bilder von meiner Low-Quality-Mini-Kamera, die ich beim Laufen dabei hatte
*2 : Bilder von meiner hochwertigen Digitalkamera