Warum entscheidet man sich, an einem Lauf teilzunehmen ? In der Regel bekam
man ihn empfohlen, hat eine attraktive Ausschreibung irgendwo mitgenommen,
einen Bericht eines Absolventen gelesen oder aktiv nach Berichten oder
Bildern aus den Vorjahren gegoogelt.
Das alles trifft bei einer erstmaligen Veranstaltung nicht zu.
Oder man kennt den Veranstaltungsort und dieser liegt wohnortnah und ist
einfach zu erreichen. Auch dies traf bei mir nicht zu.
Dennoch war ich mir beim ersten Lesen vom Termin des Bleiloch-Ultras ganz
sicher, dass ich dort dabeibin. Warum ? Weil ich vor zig Jahren ein paar Tage
am Hohenwarte-Stausee campte und dessen tolle Landschaft mich seitdem reizte,
auch noch die Bleiloch-Talsperre, mit 215 Millionen Kubikmeter Deutschlands
grösster Stausee, etwas weiter saaleaufwärts kennenzulernen.
Reise in die Vergangenheit
Die Anreise freitags gestaltete ich gemächlich quer über die Landstrasse mit
einigen Stops. Der Abschnitt Meiningen bis Ilmenau auf der A71 erinnerte mich
an den einmaligen Rennsteig-Tunnellauf 2003, den ich damals (als ich noch
schnell war) als 4. beendete. Über 20 km der 28 km gingen durch Tunnels !
Rohre zum Pumpspeicher Hohenwarte 2 *2
auf der Staumauer des Hohenwarte-Stausees *2
Kraftwerksgebäude unter der Staumauer *2
Dann bewusst über Saalfeld und Kaulsdorf die Saale rauf : Nach dem Vorstau
Eichicht mit den riesigen Pumprohren führt die Landstrasse direkt über die
mächtige Staumauer des Hohenwarte-Stausees. Ein paar km geht die Strasse
direkt am herrlich natürlichen Ufer entlang, bevor es endlos steil hoch in
die nächsten Orte geht.
In Drognitz wählte ich gleich wieder den steilen Abstieg der Stichstrasse
zum Campingplatz. Hier (!) campierte ich 1993 mit zwei Kumpels anlässlich
eines Motorhead-Konzerts in Erfurt (!) : Es war genial ! Z.B. banden wir
einem Angler, der seine Angel über Nacht an einen Steg band, eine Dose
Ölsardinen an. Als wir mit lautstarker Musik den Zeltplatz verliessen,
hatten uns die dortigen Senioren so liebgewonnen, dass sie uns zum Abschied
grosse Steinbrocken hinterherwarfen.
Nach diesem Abstecher wieder die Stichstrasse hoch, um kurz später nochmals
zu einer Sehenswürdigkeit am Stausee hinunterzufahren : Von einer im Krieg
gesprengten Brücke stehen heute noch beidseitig die Brückenköpfe am Ufer.
Blick zur Seeseite *2
hier kann man tolle Fische angeln ! *2
und hier stand mal eine Brücke über den See *2
Nun wurde es aber Zeit zum Bleiloch-Stausee weiterzufahren und auch hier
kann man mit schmalen Autos über die 65m hohe Staumauer fahren.
Auf der Staumauer der Bleiloch-Talsperre *2
Blick von der 65m hohen Staumauer auf die untere Saale *2
Der Lauf selbst
Zur zehnten Veranstaltung rund um die Bleiloch-Talsperre wurde erstmals auch
eine Ultrastrecke mit 46km und 1180 Höhenmetern angeboten, die sogleich in
die Jahreswertung des neu konzipierten DUV-Ultra-CUPs aufgenommen wurde.
Und auch für mich war es der erste Wettkampf-Ultra in 2014.
Wohl noch nie hatte ich Parkplatz, ein festes Bett, Start und Ziel so dicht
nebeneinander !
Leider erwartete uns morgens Nieselregen anstelle von Fotowetter.
Startgelände am SEZ Kloster *2
km 3 : durch Saalburg auf die Brücke *1
ca. km 12 : der zweite VP *1
Die Strecke hatte einen viel grösseren Anteil Trails (laut Homepage nur
"ein technischer 2km Trail") am Steilufer der Saale als erwartet.
Diese Strecke muss ein Einheimischer mit grosser Detailkenntnis
zusammengestellt haben, um uns an herausragenden Sehenswürdigkeiten und
Aussichtspunkten vorbeizuführen, denn an die meisten dieser Orte kommt man
nicht mit dem Auto hin.
Nach dem trailigen und kraftraubenden Uferweg, den ich mir eher als bequemen
Radweg vorgestellt hatte, kam bei km 20 der erste Felshang mit Aussicht,
dann eine Staumauerüberquerung des Vorstaus Burgkhammer und dann gleich
eine überdachte Fussgängerbrücke.
Nach ein paar km am befestigten Steilufer folgten bei km 25 atemberaubende
Serpentinen-Steigungen. Hinter dem nördlichen Wendepunkt in Walsburg wurde es
leider matschig im Wisenta-Tal bevor man von einem schmalen Grat links ins
Wisenta-Tal und rechts ins Saale-Tal steil hinab blicken durfte. Bei km 33
wiederum auf einem Grat tauchte plötzlich linkerhand das Saalewasser auf,
doch man bog rechts hinunter ab und gelangte an eine andere Saalewindung !
Ein weiterer Höhepunkt war der Anstieg zu Schloss Burgk bei km 35 sowie die
folgenden Aussichtsfelsen mit Blick zurück. Das war immer noch nicht alles :
wie in einer Klamm waren am Felsen knapp über dem Wasser Gitterroste
montiert, über die wir liefen. Der Schlussanstieg hätte nicht ganz so viele
Höhenmeter haben müssen. Doch bestimmt wollte der Streckenplaner uns nur noch
mal den kurzen Blick auf Schloss Burgk vom höchsten Punkt aus gönnen, bevor
es wieder auf Seehöhe runter ging.
km 35 : Schloss Burgk *1
km 36 : Rückblick vom Aussichtsfelsen *1
km 38 : Kobersfelsen *1
Als am Nachmeldestand Christian Seiler auftauchte, stand der Sieger schon
fest. Und er siegte auch leichtfüssig in 3:11:38h.
Bei mir selbst lief es nicht wie erwartet : Von Anfang an schwere Beine,
die Spitzengruppe musste ich schon ab km 5 abreissen lassen, aber auch im
eigenen Tempo erholte ich mich nicht. Bergauf genehmigte ich mir einige
Gehpausen, doch der Muskelkater zeigt mir, dass ich mich nicht zu sehr
geschont habe. Somit wurde ich in 3:57:45h nur 11. Gesamt (1. M45) unter
112 Finishern der Ultra-Strecke.
War doch der 5000m-Lauf vom Mittwoch zu knapp davor oder das Trainingspensum
aufgrund der Fersenschmerzen gar zu gering ?
Siegerehrung M45 mit dem Muskelkater-Maskottchen*2
Entspannung an der Promenade in Saalburg *2
Schlussgedanken
Der Ultra hat bei der Premiere vieles gut gemacht und Thüringen lockt wie
immer zu Wiederholungen. Verbessern liesse sich Info und Übersichtlichkeit
der Veranstalter-Homepage, der Streckenplan hat Garmin-typische Schwächen
und die Anmeldeschlange wäre kürzer, wenn das für spätere Kurzstrecken
wartende Personal am Ultra-Anmeldungsschalter ausgeholfen hätte.
Ziemlich gut war dagegen die Streckenmarkierung und vorbildlich die
Vorankündigung jeweils 300m vor jedem VP !
Nachmittags radelte ich noch von Saalburg nach Saaldorf. Doch da der Radweg
meist bergig weit ab vom See führt und Saaldorf wenig Sehenswertes bietet,
wählte ich für den Rückweg das andere Ufer. Das liess sich besser radeln,
aber dieser Ausflug hat sich insgesamt nur bedingt gelohnt.
Nun, wo ich beide Stauseen kenne, sage ich : der Hohenwarte-Stausee mit
seinem an norwegische Fjorde erinnernden Ambiente gefällt mir wie erwartet
eindeutig besser als der Bleiloch-Stausee.